22. Juli 1624: Schwieriger Schuldendienst

Der Krieg und seine Folgen verschlangen Unsummen. Entsprechend groß waren die Finanzprobleme, die sich daraus ergaben. Das betraf nicht nur die Kriegsherren, die Truppen anwarben und unterhalten mußten, sondern alle, die von Kriegsfolgen in irgendeiner Form betroffen waren. Dazu zählte auch die Stadt Görlitz.

So findet sich in einem Faszikel der Ratskanzlei zu Görlitz ein Schriftstück, in dem genau das Problem der aufgelaufenden finanziellen Verbindlichkeiten aufscheint: Am 22. Juli 1624 wandte sich der Rat von Görlitz an einen Schuldner und bat um eine Modifikation der Rückzahlungskonditionen für geliehenes Geld¹. Es handelte sich um ein Darlehen von 1.000 Reichstalern, also keine wirklich übergroße Summe für eine Stadt wie Görlitz. Diese Summe war nun zur Rückzahlung fällig auf den Michaelistag, also den 29. September.

Die Stadträte betonten, daß sie sich zur Erstattung der Summe “gantz willfährig erweisen wolten”. Doch hielten sie gleichzeitig fest, “daß vnnß theilß wegen des bey vorgangenes Kriegeßempörung, vnnd darauf zugleich erfolgtem Landsverderblichen Müntzconfusion ausgestandenen grossen beschwerungen, Dadurch gemeine Stadt inn dergleichenn schadenn denen sie noch zur zeitt mit vorwenden können gerathenn, vnnd mit gedachter aufkundigung [sc. des Kredits] wolt so scharff inn vns setz erhaltenen sind [?], theil aber wegen dere vber vnns vber vnvormeidlichen starcken außgaben, vber all maß schwehr fallen wil, auf bemelteten termin mitt solcher summa vnns gefaßett zumachen”.

Stattdessen bat die Stadt den Gläubiger, daß er “mehrermelten Capital nochs ettwaß lenger bej vnnß stehen lassen wolle, biß nur diese zeitten sich ettwaß erleichtern, vnnd alß gemeine Stadt ein wenig respiriren” könnte. Daß die Görlitzer durchaus solvent waren und das Geld zurückzahlen wollten, unterstrichen sie im Folgenden damit, daß sie die bis dato fällige Zinssumme aus den vergangenen zwei Jahren übersandten. Auf dieser Basis hoffte die Stadt, daß man ihr gegenüber “keinen vnwillen oder vordruß” empfinden würde und die vorgeschlagene Stundung akzeptierte.

Bezeichnenderweise gab es keinen konkreten Vorschlag, wie lange denn nun der Kredit verlängert werden sollte. Aus Görlitz kam nur die Formulierung, daß die Stundung so lange dauern sollte, “biß nur diese zeitten sich ettwaß erleichtern” würden. Insofern war dieses Anschreiben noch keine vollständige Lösung des Kreditproblems: Görlitz wies zunächst auf das Zahlungsproblem hin und bat um eine Fristverlängerung. Wie lange man tatsächlich Zeit gewinnen würde, blieb an der Stelle offen. Die Verhandlungen darüber wurden mit dem Anschreiben erst eröffnet.

Die Summe selbst erscheint, wie gesagt, nicht sonderlich hoch; Görlitz konnte grundsätzlich als eine wirtschaftlich potente Stadt gelten, die mit bedeutend höheren Summen umzugehen wußte. Doch in diesen Zeiten wogen offenkundig auch 1.000 Reichstaler schon viel. Und so machte sich der Rat der Stadt die Mühe, für diesen Kredit nachzuverhandeln. Insgesamt ist das Dokument also ein Indiz für die Finanzkrise in diesen Zeiten und die als zunehmend schwierig empfundene Belastung durch Krieg und Münzverschlechterung.

1. Rat von Görlitz an den Hauptmann Henrich von Guben (?), Görlitz 22. Juli 1624, in: Aktenstücke aus der Rathskanzlei zu Görlitz, enthaltend Briefkonzepte, Entwürfe zu Verfügungen, Notizen etc. Numero V. Missiven 31 Jan 1618 – 3 Dec 1624, fol. 381-381‘ Konzept; https://www.bibliotekacyfrowa.pl/dlibra/publication/102804/edition/96147 . – Der Name des Adressaten ist schlecht lesbar und entsprechend unsicher. [↩]

---

---