28. August 1624: Wie man ein neues Regiment schafft, ohne Söldner anzuwerben

So lange der Krieg nun schon dauerte, so lange gab es auch Überlegungen, die Truppenstärke der Katholischen Liga zu reduzieren¹. Auf diese Weise Kosten zu sparen, stellte ein berechtigtes Anliegen aller Ligastände dar. Daneben bot die Armee der Liga auch die Chance, eigene Vertraute und Favoriten zu fördern und ihre Karrieren voranzutreiben². Im Sommer 1624 war letzteres das Hauptmotiv für die Schaffung eines neues Regiments.

Ausgelöst wurde dies durch entsprechende Bitten des Kurfürsten von Mainz. Er machte sich dafür stark, daß Adam Philipp von Cronberg das Kommando über ein Kavallerieregiment verschafft wurde. Deswegen gab Maximilian von Bayern als oberster Befehlshaber über die Ligaarmee diesen kurmainzischen Wunsch, „vmb wir deme³ ein Regiment zu Roß wirckhlichen assignirn lassen wolten“, an Tilly weiter⁴.

Der bayerische Kurfürst war durchweg „so willig als genaigt“, dem Mainzer diesen Wunsch zu erfüllen. Allerdings gab er seinem Feldherrn genaue Anweisungen, wie Cronberg ein Regiment zu Roß erhalten sollte. Das neue Regiment sollte 500 Mann stark sein, die aber nicht neu angeworben werden sollten. Vielmehr sollten bereits bestehende Regimenter einzelne Kompagnien abgeben, die dann zu einer neuen Einheit formiert wurden. Der Bundesoberst hatte auch bereits sehr konkrete Vorstellungen. So sollte das Herberstorffische Regiment drei Kompagnien verlieren, das Regiment Werners von Tilly eine Kompagnie; zwei weitere sollten von Octaviano Rizzo kommen⁵, so daß man die gewünschten 500 Reiter zusammen bekäme.

Was der Kurfürst seinem Feldherrn mitteilte, war keineswegs nur laut gedacht; an Herberstorff hatte Maximilian sogar schon, wie er Tilly wissen ließ, in dieser Sache geschrieben. Es gab also überhaupt keinen Anlaß, diese Maßnahme hinauszuzögern. An seinen Neffen Werner sollte Tilly offenkundig selbst die für ihn schlechte Nachricht überbringen, daß er eine Kompagnie verlieren würde. Alles sollte jedenfalls „vnuerzogenlich“ passieren, so daß Cronberg baldmöglichst Inhaber eines eigenen Regiments sein würde.

Es ist durchaus auffällig, daß sich der bayerische Kurfürst in die Personalpolitik der Regimentskommandeure so hineinreden ließ. Aber Kurmainz war ein Schwergewicht in der Liga, und Cronberg gehörte zu den bekannten Protegees des Mainzers: wollte sich Maximilian darauf verlassen, daß Kurmainz weiterhin seinen Kurs der Ligapolitik mittrug, konnte der Bayer gar nicht anders, als diesem Wunsch zu entsprechen.

Die Maßnahmen zur Schaffung des Regiments Cronberg, das aus Kompagnien anderer Regimenter zusammengestellt wurde, diente auch einem anderen Zweck Maximilians. Der Vorgang verdeutlichte allen Offizieren, daß sich der Bundesoberst und General stets vorbehielt, die Chargen und Einheiten so einzuteilen und zu organisieren, wie es ihm beliebte – ein eindeutiges Signal an alle Kriegsunternehmer, daß der militärische Kopf der Armee in München saß⁶.

Das galt auch für Cronberg, der keineswegs eigene Söldner, die dann auch ihm besonders verpflichtet waren, anwerben konnte; er bekam letztlich ein Regiment, wie es Maximilian von Bayern für ihn ausgesucht hatte. Cronberg sollte bis zu seinem Tod 1634 in der Ligaarmee Dienst tun, dort zuletzt im Rang eines Generalwachtmeisters⁷.

1. Vgl. etwa 12. September 1622: Zu viele Reiter, zu wenig Futter. dk-blog. https://doi.org/10.58079/nsml . [↩]
2. Siehe zum Beispiel: 11. Juni 1624: Eine Kompanie für Leutnant Münch. dk-blog. https://doi.org/10.58079/11sn4 und März 1623: Karrierewege in der Armee der Liga. dk-blog. https://doi.org/10.58079/nsnb . [↩]
3. = Cronberg. [↩]
4. Kurfürst Maximilian von Bayern an Generalleutnant Tilly, München 28. August 1624, BayHStA Kurbayern Äußeres Archiv 2342 fol. 177-177‘ Konzept. [↩]
5. Die Lesung des Namens ist nicht sicher; ich konnte auch niemanden für die Ligaarmee mit diesem Namen identifizieren. [↩]
6. Siehe auch schon Kaiser, Politik und Kriegführung, S. 68 f. [↩]
7. Vgl. die Angaben in Briefe und Akten, Bd. 2,9, S. 175 Anm. 3. [↩]

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