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6. Oktober 1624: Jülich und Berg organisieren eine Abwehr gegen Streifparteien

Das Problem bestand bereits seit Jahren, doch bislang getroffene Maßnahmen reichten einfach nicht aus: Mittlerweile war die Belastung durch umherstreifende Truppen so groß, daß weitere Schutzmaßnahmen getroffen werden mußten. Darüber beriet man auf einem Deputationstag in Düsseldorf.

Ende September trafen sich in der Residenzstadt des Landesherrn der Herzogtümer Jülich und Berg die herzoglichen Räte als Vertreter der Landesobrigkeit mit den Deputierten der Landstände beider Territorien1. Das Thema war, wie man der Bedrohung durch militärische Trupps, die die Bevölkerung drangsalierten, Geiseln nahm und Erpressungen durchführte, Herr werden konnte. Zwar gab es bereits landesherrliches Militär, das wichtige Orte im Land besetzt hielt und damit auch die Kontrolle über diese strategischen Punkte wahrte. Für die Abwehr der Streiftrupps, die aufs sog. Fangen und Spannen aus waren, reichten diese Kapazitäten aber überhaupt nicht aus. Die herzoglichen Räte schlugen den Ständevertretern deswegen am 27. September 1624 vor, daß man weitere 200 Mann unter dem Kommando eines Hauptmann anwerben solle.

Die Idee fand grundsätzlich Anklang bei den Ständen, doch für dieses Thema fühlten sie sich nicht ausreichend instruiert und repräsentiert; man wollte deswegen abwarten, bis „andere von der ritterschaft darob advisirt und denselben notificirt wurde“. So konnten die Beratungen erst am 5. Oktober wieder aufgenommen werden. Die hier anwesenden Jülicher Vertreter erklärten ihrerseits ihre Zustimmung, wollten sie aber nur für zwei Monate Finanzmittel bereitstellen: eine weitergehende Indienstnahme dieser Soldaten müßte ein regulärer Landtag, kein Deputationstag beschließen. Im Weiteren konnten sich die Jülicher auch auf eine Anstellung der Soldaten für drei Monate einverstanden erklären. Allerdings schlossen sie aus, daß hierbei Kavallerie gemeint sei – aus Kostengründen.

Die Debatte ging auch am Folgetag weiter. Die Räte verwiesen darauf, daß eine Reitertruppe wichtig wäre; denn Infanterie könne die streifende Parteien nicht wirklich effektiv verfolgen. Letztlich stimmten die Jülicher (und wohl auch die Bergischen) am 6. Oktober 1624 zu, daß von den 200 Soldaten 25 beritten sein sollten; die Zahl wurde dann noch einmal auf 32 erhöht. Die Laufzeit für die Anwerbung sollte zwei Monate betragen. Wichtig war, daß diese Kavalleristen nur für die konkrete Verfolgung von Streifparteien eingesetzt werden sollte, nicht aber für den Schutz von Konvois. Damit waren allerdings nur Handelskonvois gemeint; möglich war es durchaus, daß Ständevertreter diese berittenen Soldaten in Anpruch nehmen konnten: gleich für ihre Rückreise nach Köln baten die Jülicher darum, daß ihnen 14 Soldaten zum Geleit mitgegeben wurden.

Die Beratungen machen deutlich, wie schwierig es im politischen Alltag war, militärische Schutzmaßnahmen zu organisieren. Wer die finanziellen Ressourcen aufbringen sollte, gab Anlaß zu beständigen Streitereien. Am Ende wurden deshalb Lösungen vereinbart, deren Nutzen man zu Recht als fraglich einstufen kann. Für den Schutz, den die landständischen Vertreter für sich selbst beanspruchten, mochte die Maßnahme ausreichen. Daß 200 weitere Soldaten aber für das Land insgesamt ein deutliches Mehr an Sicherheit bedeutete, ist kaum nachvollziehbar.

  1. Friedrich Küch (Hrsg.), Landtagsakten von Jülich-Berg, 2. Reihe: 1624—1653, Bd. 1: 1624 bis 1630 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, 11), Düsseldorf 1925, S. 99-101. []

OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Michael Kaiser (8. Oktober 2024). 6. Oktober 1624: Jülich und Berg organisieren eine Abwehr gegen Streifparteien. dk-blog. Abgerufen am 19. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/12fn3


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