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23. Januar 1625: Ein Briefwechsel mit Rom

Auch im 17. Jahrhundert war es bereits üblich, sich alles Gute zum neuen Jahr zu wünschen. Es gehörte vielfach zur diplomatischen Praxis, den Jahreswechsel zum unverfänglichen Anlaß für einen Briefwechsel zu nehmen1: die Neujahrswünsche konnten dann der Aufhänger sein, um damit konkrete politische Anliegen zu verknüpfen.

Dies war der Fall, als sich Maximilian von Bayern am 23. Januar 1625 bei Melchior Klesl für dessen Neujahrsbrief bedankte2. Er fügte eigenhändig an, daß nach seiner Einschätzung 1625 „ein schweres jar sein wölle”, auch wenn er darauf hoffe, „der liebe got werden solches3 den catholischen und nit den kezern lassen jubilaeum sein“. Er, Maximilian, wolle jedenfalls alles dafür tun, daß es sich gut entwickle. Doch dafür benötige – und hier wurde der sonst eher allgemein gehaltene Brief sehr konkret – die Katholische Liga weitere Unterstützung: man müsse den Bundesständen „under die arm greiffen, der last wil schier zu schwer werden“.

Das war eine recht unverblümte Aufforderung, für Bayern und die Liga in Rom weitere Unterstützung zu organisieren. Klesl war sich dessen wohl bewußt und antwortete auf Maximilians Schreiben am 22. Februar entsprechend. Darin versicherte er den Kurfürsten seiner Hilfe, wies allerdings auch auf einige Schwierigkeiten hin, in der die Kurie steckte; entsprechend mochten auch manche päpstlichen Verlautbarungen etwas uneindeutig klingen. Doch Klesl war sich sicher, daß der Papst als „person vernünftig, guetes willens und gewissens sei[.]“4. Allerdings war auch Klesl der Meinung, daß man nicht nachlassen dürfe, bei der Kurie für die gute Sache beständig zu werben – eine grundsätzliche Bestätigung also der Initiative Maximilians.

Der Briefwechsel zeigt anschaulich, wie sich die Fronten in diesen Jahren immer wieder verschieben konnten. Melchior Klesl war in der Regierungszeit Kaiser Matthias’ der Fürsprecher einer ausgleichenden Reichspolitik gewesen, die die konfessionellen Gegensätze im Reich friedlich zu moderieren bestrebt war. Damit stand er im krassen Gegensatz zu Kaiser Ferdinand, dessen Parteigänger ihn in der Krise des Böhmischen Aufstands gewaltsam von der politischen Bühne entfernte. Klesl kam nach Rom, wo er anfang noch interniert war; doch im Jahr 1623 wurde er vom Papst freigelassen. In dieser Zeit engagierte sich der gestürzte Kardinal durchaus politisch, unterstützte dabei aber eher die Seite der Liga als die des Kaisers.

Sein Glauben an einen Ausgleich der Konfessionsparteien hatte er trotzdem nicht aufgegeben, und auch in der Antwort an Maximilian erwähnte er eine seiner Schriften mit dem Titel „de restituendo palatinatu“, was nicht unbedingt auf eine Sichtweise deutet, die mit der kurbayerischen Perspektive harmonierte5. Doch Maximilian von Bayern war bei aller Sturheit, die ihm durchaus zu eigen war, immer auch flexibel genug und sondierte nach Unterstützern, die für ihn hilfreich sein konnten. An einen Ausgleich glaubte der bayerische Kurfürst sicher nicht, aber wenn Klesl in Rom die Sache der Katholischen Liga zu befördern half, war es ihm mehr als recht.

  1. Ein anderes Beispiel hier: Ein Neujahrsgruß an Kursachsen, 1619. dk-blog. Abgerufen am 26. Januar 2025 von https://doi.org/10.58079/nshc . []
  2. Kurfürst Maximilian an Kardinal Klesl, München 23. Januar 1625, in: Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651, Neue Folge, Bd. 2,2: 1625, mit Unterstützung von Fritz Endres bearb. von Walter Goetz, Leipzig 1918, Nr. 11, S. 24 f. []
  3. = das neue Jahr 1625. []
  4. Ebenda, S. 25 Anm. []
  5. Diese Schrift, falls sie im Druck erschienen sein sollte, habe ich nicht nachweisen können. []

OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Michael Kaiser (28. Januar 2025). 23. Januar 1625: Ein Briefwechsel mit Rom. dk-blog. Abgerufen am 17. Februar 2025 von https://doi.org/10.58079/136ck


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