Kurbayern und Kurmainz waren die beiden wichtigsten Mitglieder der Katholischen Liga, ihre interne Korrespondenz bot einen Einblick in die innere Verfassung des Sonderbunds. Im April 1625 zeigte sich, wie angespannt und nervös die Atmosphäre unter den Ligaständen war.
Ausgelöst hatten dies Nachrichten, die Tilly an beide Reichsfürsten geschrieben hatte; Kurmainz hatte sich daraufhin am 12. April voller Sorgen bei Maximilian von Bayern gemeldet, der seinerseits am 22. April 1625 an den Mainzer antwortete1. Darin bestätigte er zunächst, daß auch er von Tilly dieselben Nachrichten erhalten hatte und dementsprechend im Bilde sei. In der Diagnose war man sich in Mainz wie in München einig: Angesichts der „vorstehenden, so eilfertigen und mechtigen kriegspraeparationen und verdechtigen coniuncturn und anschlegen“ sei es unabdingbar, „mit den notwendigen gegenmütlen und neuen vorhabenden werbungen wirklich zu verfaren“.
Allerdings, so führte Maximilian aus, könne er dies aus eigener Kraft nicht leisten. Vielmehr bedürfe er dringend weiterer Unterstützung der Ligastände. Kurmainz widersprach gar nicht, hielt aber die eigene Leistungsfähigkeit für erschöpft; bereits am 13. April hatte er nochmals nach München geschrieben, daß er angesichts der Gefahren gar keinen Rat mehr wisse2. Das waren nun Ansagen, die beide Reichsfürsten schon des öfteren in den vergangenen Kriegsjahren ausgetauscht hatten. Auch die Klagen anderer Ligamitglieder über ihre eigene Unfähigkeit, noch mehr leisten zu können, waren nichts Neues. Doch die Beunruhigung war in diesen Tagen keineswegs ein Teil des politischen Spiels in der Liga, wenn es um die Verteilung finanzieller Lasten ging. Tatsächlich machte sich Kurfürst Maximilian echte Sorgen, hatte deswegen auch eigens den kurbayerischen Hofrat Esais Leuker an den Kaiserhof geschickt. Dessen Aufgabe bestand vor allem darin, daß der Kaiser endlich die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein weiteres militärisches Vorgehen, auch gegen den Niedersächsischen Reichskreis, erweiterte3.
Ein weiteres Thema war aber Maximilians Dringen auf neue Rüstungen, die eben der Kaiser selbst vornehmen lassen sollte. Bereits seit Monaten hatte der bayerische Kurfürst darauf gedrängt, und auch in diesen Tagen war er in dieser Hinsicht nochmals an Ferdinand II. herangetreten. Sein Hofrat Leuker befand sich noch am kaiserlichen Hof, als Maximilian am 17. April ein ausführliches Schreiben an den Kaiser aufsetzen ließ, das die vielfältigen Gefahren, die dem Reich von vielen Seiten drohten, vorstellten4. Nicht ohne Hintergedanken war der Hinweis eingestreut, „das die auß Böhaimb vnd anndern incorporierten Landen außgetrettene vnd dermaln sich bej Dennemarckh vnnd Schweden befindende rebellen selbige Khönig dahin ohnablessig, vnd durch allerhandt zuesamengetragene, vnd zue facilitierung solcher impresen diensame vorschlög vnd mittel eüserist vrgieren, vnd sollicitieren das Sie mit Jrer Armee [..] in Böhaimb oder Laußniz einfallen vnd sich selbiger orthen bemechtigen solle“. Denn auf diese Weise machte der bayerische Kurfürst dem Kaiser klar, daß es vor allem auch die Gegner Habsburgs waren, die an einer Revision der aktuellen Lage interessiert waren und deswegen die Position des Kaisers bedrohten.
Tatsächlich hatte Ferdinand II. bereits Kontakt zu Wallenstein aufgenommen. Doch es sollte noch dauern, bis man am Kaiserhof wirklich Tatsachen schuf und weitere Truppen in kaiserlichem Namen anwerben ließ. Wenn Maximilian von Bayern gegenüber Kurmainz im April von den „hochnotwendigen defensionsmütteln“ sprach, die die Liga selbst gar nicht mehr aufzubringen sich zumuten wollte, war noch gar nicht zu ermessen, welche Antwort am Ende der Kaiserhof darauf finden würde. Die Berufung Wallensteins im Sommer 1625 war aber klar erkennbar auch eine Reaktion auf das Drängen des bayerischen Kurfürsten schon im Frühjahr5.
- Maximilian von Bayern an den Kurfürsten von Mainz, o. O. 22. April 1625, in: Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651, Neue Folge, Bd. 2,2: 1625, mit Unterstützung von Fritz Endres bearb. von Walter Goetz, Leipzig 1918, Nr. 53, S. 134-138. [↩]
- Briefe und Akten, Bd. 2,2, S. 136, Anm. 1. [↩]
- Siehe dazu knapp Dieter Albrecht: Maximilian I. von Bayern 1573-1651, München/Wien 1998, S. 667. [↩]
- Maximilian von Bayern an Ferdinand II., o.O. 17. April 1625, BayHStA Kasten schwarz 49 fol. 187-191’ Konzept. [↩]
- So schon Albrecht, Maximilian, S. 668. [↩]
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Michael Kaiser (22. April 2025). 22. April 1625: Auf der Suche nach „hochnotwendigen defensionsmütteln“. dk-blog. Abgerufen am 14. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/13s82