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3. Mai 1625: Ein drohender Karriereknick

Die Kriegszeiten boten große Chancen für eine Karriere im Militär. Viele nutzten sie, und ihre Biographien stehen oft im Vordergrund – verständlicherweise erregen Erfolgsgeschichte mehr Interesse als Negativbeispiele. Doch es gab eben auch viele Offiziere, denen es schwer fiel, im Kriegsdienst zu reüssieren. Lintelo war einer von ihnen, wie sich Anfang Mai 1625 zeigen sollte1.

Dies zeigte sich in einem Brief, den Kurfürst Maximilian von Bayern am 3. Mai 1625 an seinen Kriegskommissar Ruepp schickte2. Hier wies der Kurfürst den Kriegskommissar an, die Abberufung des Generalwachtmeisters Lintelo einzuleiten. Dieser habe sich, wie er, Maximilian, aus vielerlei Nachrichten mitbekommen habe, höchst ungebührlich verhalten, indem er weniger die Söldner in Zaum gehalten, als vielmehr noch deren Haltung befördert habe, so daß man sich „disfals noch vieleicht mererer ungelegenheiten zu befaren” habe. Eigentlich sollten die Soldaten „auf ine3 als wachtmaister das aug halten“, doch Lintelos Gerede bewirke genau das Gegenteil. Deswegen solle Lintelo durch Jakob Ludwig von Fürstenberg ersetzt werden.

Der Kurfürst war sich dabei im Klaren, daß diese Maßnahme keinesfalls offen und rigoros durchzuführen sei. Vielmehr mahnte er den Kriegskommissar dazu, das Verfahren mit einem Vorwand einzuleiten. Der offizielle Anlaß für Lintelos Abberufung sollte sein, „als wan wir ine herobiger orten zu unserer lantsdefension vonnöten hetten“. Maximilian wollte diesen Offizier faktisch weggelobt sehen und auf diese Weise aus der Armee entfernen. Seine Vorsicht rührte daher, daß er durchaus mit negativen Reaktionen bei der Truppe rechnete, und so war er darauf bedacht, daß „die daraus volgente commotiones bei den soldaten sich nit waitter einreissen“.

Um ganz sicher zu gehen, wurde Ruepp angewiesen, auch noch Tilly einzuschalten und dessen Meinung zu dem Fall einzuholen. Das war einerseits naheliegend, denn der Generalleutnant hatte grundsätzlich einen guten Überblick über die kommandierenden Offiziere und die Stimmung bei den Soldaten. Andererseits stand Tilly Lintelo sehr nahe, und tatsächlich reagiert der Feldherr in dieser Situation mit viel Verständnis für den in Ungnade gefallenen Offizier. Bereits am 12. Mai 1625 antwortete Ruepp nach München, daß er die Sache mit Tilly besprochen habe. Dieser versuchte übrigens gar nicht, die Vorwürfe an sich zu leugnen, verwandte sich aber trotzdem für Lintelo, dem er attestierte, daß dessen „naturel so bös nit ist“4.

Tatsächlich setzte sich der Kurfürst am Ende nicht so durch, wie er es anfangs geplant hatte. Zwar wurde Fürstenberg Generalwachtmeister, doch auch Lintelo behielt diesen Posten5. So blieb Lintelo auch in den folgenden Monaten noch im norddeutschen Kriegstheater und war später beim Einmarsch in den Niedersächsischen Reichskreis beteiligt. Ein Karriereknick konnte er im Frühjahr 1625 noch vermeiden, doch ein wirklich spektakulärer Werdegang ist bei ihm auch später nicht zu beobachten.

  1. Zu Lintelo siehe auch folgende Einträge: (27. Juli 2021). Juli/August 1621: Kämpfe bei Waidhaus/Roßhaupt. dk-blog. Abgerufen am 7. April 2025 von https://doi.org/10.58079/nskz ; (30. März 2021). 26. März 1621: Der Akkord von Pilsen. dk-blog. Abgerufen am 7. April 2025 von https://doi.org/10.58079/nski . []
  2. Kurfürst Maximilian an Hans Christoph Ruepp, München 3. Mai 1625, in: Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618-1651, Neue Folge, Bd. 2,2: 1625, mit Unterstützung von Fritz Endres bearb. von Walter Goetz, Leipzig 1918, Nr. 59, S. 177-179. []
  3. = Lintelo. []
  4. Kriegskommissar Ruepp an Kurfürst Maximilian, 12. Mai 1625, in: Briefe und Akten, Bd. 2,5, S. 178 f., Anm. 2. []
  5. Vermutlich ging es darum, daß der eine Generalwachtmeister über die Infanterie, der andere über die Kavallerie wurde. Eine klare Unterscheidung habe ich aber nicht finden können; auch in den reichen Belegen bei https://www.30jaehrigerkrieg.de/lintelo-timon-von/ von Bernd Warlich findet sich nichts dazu. []

OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Michael Kaiser (6. Mai 2025). 3. Mai 1625: Ein drohender Karriereknick. dk-blog. Abgerufen am 13. Mai 2025 von https://doi.org/10.58079/13v8r


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